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CRONNECT MAGAZIN · 02/2016

START MIT ANGEZOGENER

HANDBREMSE

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D

ie seit Ende Jan-

uar

amtieren-

de neue Mitte-

Rechts-Regierung

des

parteilosen

und ehemaligen Pharmaman-

agers Tihomir Oreskovic kom-

mt noch nicht so richtig in

Fahrt. Anstatt den groß an-

gekündigten

Reformprozess

schnellstens in Gang zu brin-

gen, bestimmen noch immer

Personaldiskussionen

die

Arbeit der Regierung. Den-

noch sollte nicht unerwähnt

bleiben, dass der neue Pre-

mier seine erste große Be-

lastungsprobe im Parlament

ohne Blessuren überstanden

hat: Der umgerechnet 18 Mrd.

Euro schwere Haushaltsplan

2016 ist unter Dach und Fach.

Das Haushaltsdefizit liegt bei

akzeptablen 2,2% des BIP. Die

Haushaltsplanungen der Re-

gierung in Zagreb beruhen auf

der Annahme, dass das BIP

in diesem Jahr um 2% steigt.

Davon geht auch die EU-Kom-

mission aus. 2015 lag das

Wirtschaftswachstum bei 1,6%.

Finanzminister Zdravko Maric

erwartet vor allem Impulse

von der Binnennachfrage. In

Gesprächen der PLATOW-Re-

daktion mit Analysten in Kro-

atien vertreten wir eine eher

vorsichtigere Prognose. Die

Wirtschaftsleistung für das

laufende Jahr dürfte am Ende

unter 2% liegen, da die Re-

gierungsprognosen auf einer

Steigerung sowohl der Inlands-

als auch der Auslandsnach-

frage basieren. Eine höhere In-

landsnachfrage hat in der Regel

zur Folge, dass auch der Import

steigt. Somit dürfte die Net-

to-Auslandsnachfrage

nicht

wesentlich zumBIP-Wachstum

beitragen. Unter dem Strich

hätte der 2016er Haushalt

noch mehr Mut gebraucht, vor

allem aber politische Bereit-

schaft und Willen, um auf der

Ausgabenseite den einen oder

anderen unpopulären (radi-

kalen) Schnitt vorzunehmen.

Aus Fairnessgründen ist an-

zumerken, dass es für größere

und durchdachte Einschnitte

mehr Zeit bei der Haushaltspla-

nung

bedurft

hätte.

Der

Haushaltsplan ist keineswegs

ein Test für die Legitimität der

neuen Regierung. Bedeutender

ist der zweite große Test, der

Premier Oreskovic und seinen

Ministern bevorsteht, näm-

lich die konkrete Ausarbeitung

des

Wirtschaftsprogramms

in den nächsten Monaten. Im

Wahlkampf hatten alle Partei-

en ein großes Geheimnis da-

raus gemacht. Nun müssen

die Karten offengelegt werden.

Die Verantwortlichen darf der

Mut zu Reformen jetzt nicht

verlassen. Schließlich haben

beide Seiten des Regierungs-

bündnisses in den Koalitions-

verhandlungen

ausdrücklich

versprochen, nur ausgewiesene

Experten in den Ministerien

einzusetzen. Jetzt wird sich zei-

gen, ob sich die Personaldiskus-

sion wirklich gelohnt hat.

KOMMENTAR

Goran Culjak,

Wirtschaftsjournalist

PLATOW Brief

&

TITTELTHEMA

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Shutterstock, Fotolia