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CRONNECT MAGAZIN · 04/2016
nannte Kapitalsammelstellen,
die die Liquidität von Sparern
bündeln und irgendwo an-
legen müssen. Im Endeffekt
also fast jeder von uns. Hinzu
kommen Nationalbanken und
Staaten selbst. Deshalb stellt
sich erst einmal die Grund-
satzfrage, ob ein Staat sich auf
dem heimischen Kapitalmarkt
verschuldet (interne Verschul-
dung) oder sich den Gefahren
der Verschuldung auf dem
internationalen Kapitalmarkt
(externe Verschuldung) aus-
liefert. Wohl dem, der sich
zum Großteil bei den eigenen
Bürgern verschulden kann,
weil diese viel und andauernd
in heimischer Währung spar-
en. Das beste Beispiel hierfür
ist Japan. Der Schuldenstand
von nahezu 250% des Brut-
toinlandsprodukts (BIP) lässt
sich bequemer ertragen, wenn
man weiß, dass man sich das
Geld quasi selbst schuldet und
sich zur Not entweder durch
etwas Inflation oder kreative
gesetzgeberische Maßnahmen
entlasten kann. Ein nicht zu
unterschätzender Vorteil ist
nämlich, dass japanische An-
leihen
unter
japanischem
Recht begeben werden und
im Streitfall ein japanisches
Gericht
über
Streitfragen
entscheidet. In kleineren Volk-
swirtschaften ist diese Option
aber oft dadurch sehr einges-
chränkt, dass der heimische
Kapitalmarkt unterentwickelt
ist oder die eigenen Bürger li-
eber in Fremdwährung sparen,
übrigens ein in Kroatien sehr
verbreitetes Phänomen; der
Kroate traut seiner Kuna nicht.
Also bleibt für die meisten Sta-
aten der Welt nur der Weg an
den internationalen Kapital-
markt. Und hier beginnen die
Probleme, dort gibt es nämlich
Standards, knallharte Stan-
dards und der Gläubiger ist
König. Zuerst einmal stellt sich
die Frage, in welcher Währung
ich mich verschulde. Da die
meisten Volkswirtschaften Im-
porte finanzieren müssen, die
in den globalen Leitwährun-
gen abgerechnet werden, bi-
etet sich z.B. für Länder wie
Kroatien zunächst einmal die
Wahl zwischen der Verschul-
dung in USD oder in EUR an.
Dies allerdings hat schon Aus-
wirkungen auf die Höhe der
zu zahlenden Zinsen abhängig
von dem Zinsniveau in dem
jeweiligen Währungsraum. So
hat Kroatien im November 2013
eine 10-jährige USD-Anleihe zu
einem Zinssatz von 6,50% bege-
ben. Im März 2015 konnte eine
vergleichbare Anleihe in EUR
zu einem Zinssatz von 3,00%
platziert werden. Hinzu kommt
das Problem der Währungs-
risiken. Die eigenen Steuere-
innahmen, die die Zinslasten
decken müssen, kriegt man ja
nur in heimischer Währung.
Also muss man zusätzlich ver-
suchen das Währungsrisiko
durch moderne Instrumente
des
Risikomanagements
(Swaps etc.) wenigstens zum
Teil abzusichern. Ferner unter-
stellt sich ein Staat bei dieser
Option meist einer fremden
Rechtsordnung und einem fre-
mden Gerichtsstand, was den
Gläubigern effektive Möglich-
keiten der Schuldeneintrei-
bung ermöglicht. Denn nur
Staatsanleihen, die dem Recht
des Schuldnerstaates unterlie-
gen, eröffnen die Möglichkeit
einseitiger
Umschuldung-
smaßnahmen des Schuldners.
Die Argentinier können hier-
von ein Lied singen.
JAPAN
Der Schuldenstand von nahezu
250% des Bruttoinlandspro-
dukts (BIP)
250%