Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  24 / 60 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 24 / 60 Next Page
Page Background

24

CRONNECT MAGAZIN · 02/2016

die Umstellung auf den Euro nichts

geändert haben. In Polen wurde eine

Zwangsumwandlung der betroffenen

Kredite in Zloty, die sich auf über 35

Milliarden Euro belaufen, bisher le-

diglich angekündigt. Dies löste bei

den betroffenen Banken heftige Pro-

teste aus, die mit Verlusten in Höhe

von ca. 8 Milliarden Euro rechnen.

Was ist rechtens?

Die Frage nach der Rechtmäßigkeit

der verschiedenen Lösungsversuche

ist komplex. Einerseits haben die

Politik und die nationalen Aufsichts-

behörden bei der Ausweitung der

Frankenkredite in den betroffenen

Ländern lange weggesehen, da die

positiven Effekte insbesondere für

den Binnenkonsum politisch erwün-

scht waren. Andererseits scheinen

die beteiligten Banken es bei der not-

wendigen Risikoaufklärung oft nicht

zu genau genommen haben, so wie

manche Kreditnehmer die erkannten

Risiken schlicht ausgeblendet haben.

Der naheliegende Weg für die Betrof-

fenen, die jeweilige Bank zivilrecht-

lich wegen unterlassener Aufklärung

zu verklagen, gestaltet sich aufgrund

der Anzahl der Fälle und der unter-

entwickelten

Rechtsinstitutionen

als schwierig. Zu einer entwickelten

Rechtsordnung gehören nämlich ne-

ben den einschlägigen Gesetzen ef-

fiziente Gerichtsverfahren und eine

kritische Menge an spezialisierten

Juristen und Gerichten, die sich über

die Prinzipien und Besonderheiten

einer bestimmten Rechtsmaterie,

hier dem Bank- und Kapitalmark-

trecht, in stetigem Austausch befin-

den. Dies ist in vielen der betroffenen

Länder schlicht nicht gegeben, so

dass sich eine einheitliche und vor-

hersehbare Rechtsprechung nicht

entwickeln kann. Die Brechstangen-

lösung mit gesetzlich erzwungenen

Umwandlungen der Kredite wie-

derum ist zwar politisch attraktiv,

aber schwerlich mit dem Grundsatz

eines Verbots von rückwirkenden

Eingriffen in privatautonom verein-

barte Verträge vereinbar. Hierbei hat

Ungarn allerdings durch sein früh-

zeitiges Eingreifen und einer hälfti-

gen Beteiligung an den entstandenen

Verlusten die größten Aussichten,

eine nachhaltige Lösung gefunden zu

haben. Kroatien hingegen sieht sich

mehreren Klagen ausgesetzt, die das

kroatische Verfassungsgericht und

europäische Gerichte in den näch-

sten Jahren beschäftigen werden.

Zudem steht eine Anrufung des ICIDS

in Washington (Internationales Zen-

trum zur Beilegung von Investitions-

streitigkeiten) durch die betroffenen

Banken im Raum, was der zukünfti-

gen Reputation Kroatiens als Inves-

titionsstandort abträglich sein kön-

nte. Die alte Regierung Milanović hat

der neuen Regierung hier wahrlich

ein schwieriges Erbe hinterlassen.

Die größte Erblast allerdings hat die

neue polnische Regierung zu verwal-

ten. In Polen stehen Verluste in einer

Höhe im Raum, die das Problem der

Frankenkredite endgültig zu einem

europäischen Thema werden lassen

könnte, da für die beteiligten Banken

schlicht zu viel auf dem Spiel steht.

Die alte Regierung Milanovic

hat der neuen Regierung hier

wahrlich ein schwieriges Erbe hinterlassen.