CRONNECT MAGAZIN · 04/2016
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Wer bewertet Staatsschulden?
Wie bei Privatleuten und Un-
ternehmen hängt die Höhe des
Zinssatzes, für denman Kredite
aufnehmen kann, maßgeblich
von der Bonitätsbewertung
für den betreffenden Staat ab.
Diesen Job übernehmen inter-
nationale Ratingagenturen, die
Staaten nach verschiedenen
Kriterien bewerten. Die welt-
weit einflussreichsten Rat-
ingagenturen sind Standard
& Poor‘s sowie Moody‘s und
Fitch. Die Geschichte der Kri-
tik an diesen Ratingagenturen
und ihren Bewertungen ist
lang. Dies hängt damit zusam-
men, dass einerseits die Bew-
ertungskriterien einer Agen-
tur als Betriebsgeheimnisse
gelten und andererseits das
Geschäftsmodell zum Großteil
auf bestellten Ratings beruht,
die vom Emittenten bezahlt
werden. Ihre Bedeutung er-
halten diese Agenturen aber
aufgrund gesetzlicher und
aufsichtsrechtlicher Regelun-
gen. Kreditinstitute müssen
Positionen in Wertpapieren je
nach Bewertung mit Eigen-
kapital in unterschiedlicher
Höhe unterlegen und nur Sta-
atsanleihen mit einer bestim-
mten Mindestbewertung sind
bei der jeweiligen National-
bank hinterlegungsfähig. In-
vestmentfonds dürfen je nach
Bonitätsbewertung nur einen
bestimmten Prozentsatz ihres
Anlagevermögens in bestim-
mten Wertpapieren anlegen.
Versicherungen
unterliegen
strengen Vorgaben, in welche
Wertpapiere sie ihr Anlagever-
mögen anlegen dürfen.
Die Bestnote von AAA ist nur
einigen wenigen Auserwählten
wie Deutschland vorbehalten.
Kroatien liegt momentan bei
BB und befindet sich damit in
Gesellschaft von Ländern wie
Guatemala, Costa Rica und
Vietnam. Als Auslosung ein-
er WM-Vorrundengruppe eher
eine optimale Zusammenstel-
lung, in finanzieller Hinsicht
eher suboptimal. Die magische
Grenze ist hierbei das soge-
nannte „investment grade“
(bei Fitch und S&P entspricht
das einem „BBB“). Ab dieser
Bewertung wird man hoffähig
und Banken, Fonds und Versi-
cherungen dürfen und können
einen deutlich höheren Anteil
ihrer Anlagegelder in solche
Staatsanleihen
investieren.
Bis dahin führt allerdings ein
dorniger Weg über die Stufen
„BB+“ und „BBB-“. Übrigens, im
Jahr 2006 lag Kroatien bereits
bei BBB+.
Wie hoch und für wie lange ver-
schulden sich Staaten?
Das amhäufigsten in der Öffen-
tlichkeit verwendete Maß zur
Beurteilung der Höhe der Sta-
atsverschuldung ist das Ver-
hältnis ausstehender Schulden
zu dem Bruttoinlandsprodukt
(BIP) des betreffenden Lan-
des. Die Aussagekraft dieser
Kennzahl ist aber begrenzt,
da hier eine Bestandsgröße
(Schuldenstand) mit einer
Stromgröße (Sozialprodukt in
einem Wirtschaftsjahr) ver-
glichen wird. So kann z.B. ein
Schuldenstand von 50% des
BIP für ein Land schon untrag-
bar werden, wenn die Zinslast
aufgrund der Zinshöhe, der
Denominierung der Schulden
in Fremdwährung und ungün-
stiger Wechselkurse zur hei-
mischen Währung nicht durch
staatliche Einnahmen gedeckt
werden kann. Wie wir oben
gesehen haben können hinge-
gen auch 250% des BIP für eine
KROATIEN
Im Jahr 2006 lag Kroatien
bereits bei BBB+
e
BBB+
&
In Kürze soll eine Strategie für das Schuldenmanagement
für den Zeitraum 2016- 2018 angenommen werden.
Kroatien fehlt es jedoch an einem umfassenderen Schuldenmanagement-
Konzept, das u. a. auch jährliche Überprüfungen unter Berücksichtigung
der Marktentwicklungen, eine zweckmäßige Risikomanagement-
Strategie sowie die Stärkung der für die Durchführung der einschlägigen
Aufgaben zuständigen Funktion umfasst.