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CRONNECT MAGAZIN · 04/2016

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Zins und Laufzeit bestimmen,

intelligent und professionell

verwalten, im Neudeutschen

nennt sich das „Public Debt

Management“. Der Erfolg der

Verwaltung der deutschen

Schuldenlast hängt nämlich

nicht nur mit der Möglichkeit

Deutschlands zusammen, sich

mittlerweile sogar zu Negativz-

insen zu verschulden.

Die Schulden Deutschlands

werden seit 2001 von der

Bundesrepublik Deutschland

– Finanzagentur GmbH (Finan-

zagentur) verwaltet. Kennern

verschwörungstheoretischer

Literatur wird diese Ge-

sellschaft natürlich ein Begriff

sein. Die Finanzagentur vertritt

Deutschland am Kapitalmarkt,

stellt das fachliche Personal

und die technische Infrastruk-

tur bereit, um deutsche An-

leihen effektiv zu platzieren,

kümmert sich um die Struktur

des Schuldenportfolios, führt

sogenannte Emissionskalen-

der und bedient sich auch de-

rivativer

Finanzinstrumente

um Risiken zu managen und zu

minimieren. Kurz und gut, al-

les was an Wissen und Instru-

menten im Finanzbereich zur

Verfügung steht, wird in dieser

Agentur gebündelt, damit Dr.

Schäuble Zeit hat sich um die

wirklich wichtigen Dinge zu

kümmern.

Das so etwas Sinn macht, hat

sich natürlich rumgespro-

chen. So weist die Europäische

Kommission schon mehrfach

in ihren Länderberichten zu

Kroatien auf entsprechenden

Verbesserungsbedarf hin. In

der Empfehlung des Rates zum

nationalen Reformprogramm

Kroatiens 2016 vom 18. Mai 2016

wird dies wie folgt formuliert:

„Da

der

ohnehin

bereits

hohe öffentliche Schulden-

stand weiter wächst, ist eine

vorausschauende

proaktive

Herangehensweise beim Sta-

atsschuldenmanagement un-

erlässlich. In Kürze soll eine

Strategie für das Schuldenman-

agement für den Zeitraum2016-

2018 angenommen werden.

Kroatien fehlt es jedoch an ei-

nemumfassenderen Schulden-

management-Konzept, das u.

a. auch jährliche Überprüfun-

gen unter Berücksichtigung

der Marktentwicklungen, eine

zweckmäßige

Risikoman-

agement-Strategie sowie die

Stärkung der für die Durch-

führung der einschlägigen Auf-

gaben zuständigen Funktion

umfasst.“

Allerdings war es nicht so, dass

auf diesemGebiet bisher nichts

geschah. So gab es für die

Jahre 2007 bis 2009 einen rudi-

mentären Plan für die Staatss-

chuldenverwaltung in diesem

Zeitraum, der einige Zielvorga-

ben beinhaltete, aber sich nur

auf die interne Verschuldung

in HRK bezog. Ein zweiter An-

lauf für eine „Public Debt Man-

agement Strategy“ wurde für

die Jahre 2011 bis 2013 gestar-

tet. Trotz der Unverbindlich-

keit und der inhaltlichen Bes-

chränkungen dieser Papiere

konnten Professoren der Ökon-

omischen Fakultät der Uni-

versität Osijek aufzeigen, dass

exakt in diesen Zeiträumen die

Struktur der kroatischen Sta-

atsverschuldung signifikante

Verbesserungen aufwies. An-

scheinend scheint allein die

Tatsache, dass man bestimmte

Planzahlen und technische

Vorgaben einfachmal zu Papier

bringt, schon eine disziplinier-

ende Wirkung zu haben. Selb-

stverständlich kann man mit

solchen technischen Fragen

keine große Politik machen,

aber nicht alles was aus Brüs-

sel kommt ist bürokratischer

Unsinn und manchmal sind es

die kleinen, gut geölten Räder,

die eine Maschine am Laufen

halten.

NICHT ALLES

WAS AUS

BRÜSSEL

kommt ist

bürokratischer

Unsinn.

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