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CRONNECT MAGAZIN · 04/2016

NEUWAHLENWERDEN

DAS LAND NICHT

ZURÜCKWERFEN

PHOTO

Shutterstock

TEXT

Goran Čuljak

I

n Kroatien ist für ein-

ige Monate Stillstand

eingekehrt. Nach nicht

einmal einem Jahr müs-

sen die Bürger des jüng-

sten EU-Mitgliedsstaates

erneut zur Wahlurne. Das „Ex-

periment“ mit dem parteilosen

Premier Tihomir Oreskovic an

der Spitze des Koalitionsbünd-

nisses der rechtskonservativen

HDZ mit der Reformbewegung

MOST ist gänzlich schief ge-

gangen. Und vielleicht ist das

auch gut so. Seit der Parla-

mentsauflösung Mitte Juni

ist der Handlungsspielraum

der ab diesem Zeitpunkt nur

noch technisch fungierenden

Regierung sehr begrenzt gew-

esen. Einen großen Schaden

wird die Übergangszeit bis zur

Neuwahl am 11. September

dem Land aber nicht zufügen.

Im Gegenteil. Während sich die

Parteienlandschaft und Koal-

itionen neu sortieren, hält der

Boom beim Tourismus weiter

an. Dieser ist zugleich die tra-

gende Säule der kroatischen

Wirtschaft. Zu „verdanken“

hat Kroatien den Touristenan-

drang vor allem dem Terror in

der Türkei und anderen Teilen

Europas. Die steigende Be-

sucherzahl kommt jedoch zu

einem denkbar ungünstigen

Zeitpunkt. Während immer

mehr Bürger das Land wegen

fehlender

Zukunftsperspek-

tiven verlassen, geht dem Ho-

tel- und Gastronomiegewerbe

das Personal aus. Mit halber

Kraft kann das Qualitätsniveau

nur sehr schwer aufrecht ge-

halten werden, was vielen Be-

suchern auffallen dürfte. Hier

müssen die Verantwortlichen

mit Blick auf die nächste Tour-

ismus-Saison 2017 Schadens-

begrenzung betreiben. Das

ist eine wichtige Aufgabe der

neuen Regierung, wenn sie

das BIP und die Anzahl der

Arbeitsstellen weiter steigern

möchte.

Nach aktuellem Stand der Um-

fragen werden sich künftig

die Kräfteverhältnisse im Par-

lament im Vergleich zu den

Wahlen imvergangenen Herbst

nicht großartig verändern, als

die HDZ als knapper (relativer)

Wahlsieger

hervorgegangen

war. Ob sie erneut gewinnen

kann, ist allerdings fraglich. Zu

groß war die Enttäuschung in

der Bevölkerung über das Ver-

halten und den Führungsstil

GORAN CULJAK

Wirtschaftsjournal-

ist und Redakteur

PLATOW Brief und

Emerging Markets

&

GASTKOMMENTAR